Im Zeugenstand saß der Polizist, der als erstes das Haus der Studentinnen-Verbindung betreten hatte. Erneut bat der Verteidiger ihn, seine Eindrücke möglichst genau zu schildern.
Eine merkwürdige Stimmung im Gerichtssaal. Ein Verteidiger würde normalerweise nicht zulassen, dass den Geschworenen das Grauen derart vor Augen geführt wird. Er schien die Schilderungen zu genießen.
Der Verteidiger war der Angeklagte Ted Bundy selber. Der nachts in das Wohnheim eingedrungen war.
Theodore Robert Bundy (1946 – 1989)
Todesopfer: bestätigt 20, gestanden 30
Überschrfift
Ted Bundy ist der Archetyp eines Serienmörders, so wie die meisten ihn sich vorstellen: Intelligent, gutaussehend, eloquent. Er hat auf verschiedenen Ebenen Einzug gefunden in den Roman „Das Schweigen der Lämmer“ von Thomas Harris.
Sein Fall geht über Sagbares hinaus, die vielen Dokumentationen konzentrieren sich meist auf die Zeit nach seiner Ergreifung. Seine Taten werden oft vernachlässigt. Er hat mindestens 20 Menschen getötet.
Theodore Robert Cowell wurde im Winter 1946 geboren. Sein Vater ist bis heute unbekannt.
Ein uneheliches Kind war in der Nachkriegszeit moralisch verpönt. Man gab ihn als Kind seiner Großeltern aus, seine Mutter Eleanor als seine Schwester.
Das war wohl ein übliches Vorgehen. Inzwischen ist bekannt, dass der Schauspieler Jack Nicolson ebenso aufwuchs.
Es gibt Aussagen, nach denen es ihm spätestens im frühen Teenager-Alter bekannt war. Laut Gerüchten innerhalb der Familie soll sein eigener Großvater seine Mutter missbraucht haben. Er war als „bigott“, rassistisch und tyrannisch bekannt.
Im Alter von etwa vier Jahren zog er mit seiner Mutter nach Washington State, wo sie ein Jahr später den Krankenhauskoch Johnny Bundy kennlernte. Er heiratete sie, adoptierte Ted und bekam mit ihr vier weitere Kinder. Ted bestätigte als Schüler zu wissen, dass Johnny nicht sein leiblicher Vater war.
Das Verhältnis zur Mutter scheint emotional distanziert gewesen zu sein.
In der Schule war Ted Bundy ein Außenseiter mit Ambitionen. Entgegen seinen späteren Aussagen war er aber weder besonders beliebt, noch besonders bekannt. Die angestrebte Aufnahme in den Baseball- und Basketball-Teams sowie das Amt des Schulsprechers blieben ihm verwehrt.
Hier zeigte sich bereits ein Hang, Sein durch Schein ersetzen zu wollen. Ehemalige Mitschüler beschreiben ihn als verschlossen.
Überschrift
Nach der High-School begann eine unstete Wanderschaft durch Hochschulen, Studienfächer und Jobs. Zunächst studierte er Chinesisch.
Ab 1967 war er mit einer jungen Frau aus einer angesehenen Familie liiert. Ihr Name ist bis heute unbekannt, sie wird häufig als Stephanie Brooks bezeichnet. Bundy schloss sich den Republikanern an und nahm an der National Convention zur Wahl von Richard Nixon teil. Kurz danach trennte Brooks sich 1968 von Bundy. Sie bezeichnete Ihn als unreif. Zumal er das College verlassen hatte.
Das scheint einen starken Einfluss auf ihn gehabt zu haben. Fast alle seine späteren Opfer waren vom gleichen Typ dieser Freundin: Studentin, zierlich, mit dunklen, langen Haaren, die gescheitelt getragen wurden.
Obwohl Bundy gerne detaillierte Auskunft über seine Taten gab, ist bis heute nicht klar, wann seine Mordserie begonnen hat. Nach eigener Aussage unternahm er 1969 den ersten Versuch einer Entführung, was kurz nach der Trennung von seiner Freundin gewesen wäre. Dem Psychologen Art Norman gestand er zwei Morde 1969 in Atlantic City.
Bundy hat später mit vielen Psychologen gesprochen. Einige sind sich sicher, dass er bereits als Teenager begonnen hat zu morden.
Offenbar wurde er nach der Trennung zielstrebiger und schrieb sich 1970 an der University of Washington mit dem Hauptfach Psychologie ein. Das Studium schloss er 1972 ab, ohne die Ausbildung weiter zu verfolgen. Zwischenzeitlich arbeitete er bei einer Selbstmord-Hotline in Seattle. Er engagierte sich erneut bei den Republikanern, wo er sogar einen Job als Assistent des Vorsitzenden bekam.
Er erhielt Empfehlungen mehrerer Politiker und ehemaligen Professoren, mit denen er 1973 zum Jura Studium an der University of Utah angenommen wurde. Kurz danach nahm er die Beziehung zu Brooks wieder auf, er konnte sich nun als gereift präsentieren. Währenddessen unterhielt er auch andere Beziehungen.
Später sagte er, er hätte nur sehen wollen, ob er sie hätte heiraten können. Anfang 1974 brach er den Kontakte zu Brooks abrupt ab. Ab dem Zeitpunkt begannen seine nachgewiesenen Morde.
Überschrift
In der ersten Hälfte des Jahres 1974 verschwanden junge Studentinnen rund um Seattle. Etwa eine monatlich.
Unter anderem verschwand die 18-jährige Susan Elaine Rancourt. Zwei Studentinnen bestätigten später, dass sie Rancourt mit einem Mann mit einer Arschlinge gesehen hatten. Der sie um Hilfe gebeten hatte, Bücher zu seinem VW Käfer zu tragen. Rancourt wurde nicht mehr lebend gesehen, ihr Schädel und Unterkiefer im darauffolgenden Jahr in einem Wildpark bei Seattle gefunden.
Diese Methode verwendet der fiktive Serienmörder Jame Gumb alias Buffalo Bill später in Thomas Harris Roman „Das Schweigen der Lämmer“.
Auch die 22-jährige Brenda Carol Ball wurde kurz vor ihrem Verschwinden mit einem dunkelhaarigen Mann mit einer Armschlinge gesehen.
Zu dieser Zeit arbeitete Bundy als stellvertretender Direktor der „Crime Prevention Advisory Commission“ (etwa: Kommission zur Verbrechensvorbeugung), wo er ein Pamphlet für junge Frauen über die Gefahren vergewaltigt zu werden schrieb.
Später gestand Bundy, dass er die jungen Frauen bewusstlos geschlagen und später erwürgt hat. Anschließend verbrachte er längere Zeit „mit ihren Körpern“.