Schizophrenie

Zunächst muss man mit einem großen Missverständnis aufräumen: Schizophrenie hat nichts mit multipler Persönlichkeit (gespaltene Persönlichkeit) zu tun. Die inzwischen Dissoziative Identitätsstörung heißt.

Das Wort leitet sich aus dem altgriechischen s’chizein für „spalten“ und phrēn für „Seele“ ab. Doch damit ist nicht gemeint, dass die Seele sich in mehrere Persönlichkeiten aufspaltet. Sondern dass die inneren Zusammenhänge der Seele sich abspalten. Das innere Erleben, die Wahrnehmung und das Empfinden können sich völlig von den äußeren Reizen und dem eigenen Denken trennen.
So wird häufig von Patienten berichtet, sie könnten beispielsweise Bäume hören oder Zahlen schmecken.

Schizophrenie ist keine psychologische, nicht-organische Erkrankung, die durch Umwelteinflüsse erworben wird. Es ist eine psychiatrische, physische Erkrankung.
Genetische Komponenten scheinen eine große Rolle zu spielen. Umso näher die Verwandtschaft mit einem Erkrankten, umso wahrscheinlicher ist es, selber daran zu erkranken.
Bildgegebende Verfahren (PET) zeigen häufig abweichende Merkmale der Anatomie des Gehirns. Neurotransmitter, vor allem Dopamin, werden nicht wie in einem gesunden Gehirn verstoffwechselt.

Obwohl die Schizophrenie zu den schlimmsten psychiatrischen Erkrankungen zählt, ist bis heute unklar, wie sie entsteht.
Neben den genetischen Vorbedingungen scheinen Umweltfaktoren eine Rolle zu spielen, so genannte psychosoziale Stressoren. Beispielsweise erkrankten Kinder, die von ihren Müttern während der Schwangerschaft als ungewollt empfunden wurden, doppelt so häufig an Schizophrenie erkrankten. Misshandlungen in der Kindheit sind bei Erkrankten statistisch sehr viel häufiger.

Die häufigste Form der Schizophrenie ist die paranoide Schizophrenie. Dabei stehen häufig Wahnvorstellungen im Vordergrund, vor allem der namensgebende Verfolgungswahn. Doch es kann auch zur Entwicklung eines Größenwahns oder Beeinflussungsideen kommen.

Die bekanntesten Symptome sind sicher Halluzinationen und Stimmenhören. Wobei diese bei weitem nicht in allen Fällen auftreten. Verbreiteter sind desorganisiertes Denken und dadurch bedingt fahriges Verhalten.

Daher ist die Diagnose häufig schwierig, denn viele Symptome finden sich auch bei anderen organischen und nicht-organischen Erkrankungen.
Beispielsweise kann die Zerfahrenheit auf eine bipolare Störung hindeuten, Zwangsgedanken treten auch bei anderen Erkrankungen auf. Wie andere psychisch Erkrankte neigen Schizophrene häufiger zum Drogenmissbrauch, die selber wiederum eine substanzbedingte, psychotische Störung auslösen können. Auch Antriebslosigkeit ist ein häufiges Symptom, das jedoch auch auf eine Depression hindeuten kann.

Bei Erkrankten kommt es häufig zu einer mehrjährigen Vorlaufphase. Zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr kommt es dann zu ersten wiederkehrenden, schubartigen Psychosen, zwischen denen die Patienten nicht selten symptomfrei sind.

Die bekannteste Darstellung einer Schizophrenie dürfte sich im Woyzeck finden, dem Dramenfragment von Georg Büchner, das häufig an Schulen gelesen wird. Der einfache Soldat Woyzeck wird von seinem Hauptmann für ein Experiment auf „Erbsendiät“ gesetzt und physisch und psychisch missbraucht. Er beginnt Stimmen zu hören und ermordet seine fremdgehende Geliebte.

Mehrfach preisgekörnt ist die Filmbiographie des Nobelpreisträgers John Forbes Nash A Beautiful Mind. Im Film wird er von Russel Crowe dargestellt.
Allerdings ist die Biographie sehr durch ein Hollywood-gerechtes Drehbuch beeinflusst. In dem Nash von einer Geheimdienstlichen Mitarbeit halluziniert und aus Liebe zu seiner Frau die Krankheit besiegt. Tatsächlich durchlebte Nash jedoch auch homosexuelle Promiskuität und die Paranoia richtete sich nicht gegen sowjetische Agenten sondern gipfelte in antisemitischen Ausbrüchen.
Der film hat sicher auch zu dem häufigen Bild des wahnsinnigen Genies beigetragen, das jedoch unzutreffend ist. Die Schizophrenie tritt bei Menschen mit geringerer Bildung bzw. geringerem sozioökonomischem Status häufiger auf. Sehenswert ist der Film dennoch.

Es gibt – entgegen der landläufigen Meinung – wenige Serienmörder, bei denen glaubhaft eine Schizophrenie diagnostiziert wurde. Unter anderem bei Richard Trenton Chase und Herbert Mullin.
Üblicherweise richtet sich die Aggression von Schizophrenie Erkrankten eher gegen sich selbst, viele neigen zu selbstverletzendem Verhalten.

 

Pups

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